Die Nachfrage nach Pflege und Betreuung für Alt und Jung wächst seit Jahren kontinuierlich an. Analog dazu baut auch das Hilfswerk Salzburg sein Dienstleistungsangebot in allen Teilen des Bundeslandes von Jahr zu Jahr aus. Im Rahmen eines Pressegespräches Mitte März berichteten Hilfswerk Salzburg Präsident Christian Struber und die beiden Geschäftsführer Daniela Gutschi und Hermann Hagleitner, welche Leistungssteigerungen im vergangenen Jahr verzeichnet wurden, wie sich das Hilfswerk mit rund 1.300 Mitarbeiter/innen zu einem wichtigen Arbeitgeber im Bundesland entwickelt hat und welchen Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung heute und auch in Zukunft begegnet werden muss.
30 JAHRE ZUSAMMENHALTEN IN SALZBURG
Das Jahr 2018 war für das Hilfswerk Salzburg ein abwechslungsreiches: Einerseits übersiedelte die Landesgeschäftsstelle im Frühjahr an ihren neuen Standort im Wissenspark Urstein, andererseits wurde im Herbst das 30. Jubiläumsjahr des Hilfswerks Salzburg eingeleitet.
In den drei Jahrzehnten, in denen das Hilfswerk in Salzburg wirkt, hat sich viel bewegt. Aus einem kleinen Verein, mit seinen Ursprüngen im Pongau, hat sich ein Großunternehmen entwickelt, das in den Bereichen Pflege, soziale Arbeit sowie Kinder- und Jugendbetreuung bundeslandweit im Einsatz ist. 8.778 Kundinnen und Kunden wurden 2018 im Monatsschnitt bei den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens unterstützt.
LEISTUNGSSTEIGERUNG IN ALLEN BEREICHEN
Das Hilfswerk Salzburg hält einen Marktanteil von über 50% im Bereich der mobilen Dienste und unterstützt Familien mit vielen weiteren Angeboten für die Pflege und Betreuung von Jung und Alt: Damit ist das Unternehmen einer der größten sozialen Anbieter im Bundesland. Über die Jahre konnte das Hilfswerk ein stetiges Wachstum hinsichtlich Kund/innen, Dienstleistungsangeboten, Einrichtungen, Mitarbeiter/innen und Umsätzen verzeichnen.
- 2018 wurde ein Umsatz von 48,1 Mio. Euro erzielt. Das bedeutet ein Umsatzplus von 11% gegenüber dem Vorjahr.
- Vom Kleinkind bis zum sehr alten Menschen: 8.778 Kundinnen und Kunden nahmen 2018 im Monatsschnitt Dienstleistungen des Hilfswerks in Anspruch. Ein Plus von 6% gegenüber 2017.
- 1.286 Mitarbeiter/innen sind für Salzburgerinnen und Salzburger im Einsatz. Das sind um 5% mehr als noch im Vorjahr. Erfreulich ist insbesondere, dass 34 Pflege(fach)assistent/innen aufgenommen werden konnten.
- Das Dienstleistungsangebot wurde ausgebaut: Salzburger/innen finden in den rund 130 Einrichtungen, die vom Hilfswerk betreut werden, wichtige Anlaufstellen, wenn es um Themen wie Pflege, soziale Begleitung oder Kinder- und Jugendbetreuung geht. 13 dieser Einrichtungen wurden 2018 neu geschaffen.
UNTERSTÜTZUNGSANGEBOTE DER PFLEGE & BETREUUNG
Der Wandel unserer Gesellschaft und die neuen Familienstrukturen machen einen sozialen Dienstleiter unverzichtbar. Das Hilfswerk reagiert auf aktuelle Trends und baut sein Angebote entsprechend aus – um Senior/innen beste Betreuung und pflegenden Angehörigen Entlastung zu bieten:
- Im Rahmen der Hauskrankenpflege wurden im vergangenen Jahr 2.578 Kundinnen und Kunden in 175.760 Stunden betreut.
- 2.526 Kund/innen nutzten das Service der Heimhilfe: Im Jahr 2018 wurden 210.092 Betreuungsstunden geleistet.
- Die bundeslandweit elf Senioren-Tageszentren des Hilfswerks Salzburgs wurden im vergangenen Jahr von über 240 Salzburger/innen regelmäßig besucht.
- Und in unseren sieben Seniorenheimen, wovon zwei als Hausgemeinschaften geführt werden, haben rund 340 Menschen ein neues Zuhause gefunden.
- Sicherheit in den eigenen vier Wänden finden Salzburger/innen auch im Betreuten Wohnen. An den 26 vom Hilfswerk betreuten Standorten profitierten im vergangenen Jahr 550 Bewohner/innen von der sozialen Betreuung vor Ort.
„Schwerpunkte werden 2019 auf den Ausbau der mobilen Pflege und Betreuung gelegt. Auch freuen wir uns auf unser neues Seniorenwohnhaus in St. Veit im Pongau, welches im Sommer seine Türen öffnet und künftig nach dem Hausgemeinschaftsmodell betrieben wird“, so Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerks Salzburg. Ein verstärkter Fokus wird künftig auch auf pflegende Angehörige gelegt: „Rund 80% der Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf werden zu Hause von Verwandten betreut“, erklärt Hagleitner. „Wir möchten diese Angehörigen künftig mit regelmäßigen Bildungsangeboten zur Seniorenbetreuung und Workshops zu pflegerischen Themen unterstützen – damit sie Belastungen des Betreuungsalltags gut begegnen können.“
ANGEBOTE DER KINDER- & JUGENDBETREUUNG
Denkt man an das Hilfswerk, so wird es meist mit den Bereichen Pflege und Betreuung in Verbindung gebracht. Doch auch im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung finden Familien ein breites Unterstützungsangebot.
- Hervorgehoben werden kann die Betreuung durch Tagesmütter – eine besonders flexible und individuelle Betreuungsform, die den Bedürfnissen vieler berufstätiger Eltern entgegen kommt. Das Hilfswerk ist zertifizierter Ausbildungsträger und bildet seine Tagesmütter bereits seit mehreren Jahren selbst aus. Im vergangenen Jahr wurden 309 Kinder von 81 Tagesmüttern in rund 246.116 Stunden betreut.
- Eine bedarfsgerechte Betreuung finden Familien auch in den Kindergruppen und Kindergärten, die vom Hilfswerk Salzburg im Auftrag der Gemeinden geführt werden. Die sogenannten „KinderVillen“ wurden 2018 von 453 Kindern besucht.
- Besonders nachgefragt wird aktuell das Angebot der Schulischen Tagesbetreuung. Das Betreuungsangebot wurde von Gemeinden in den letzten Jahren entsprechend ausgebaut und wird vom Hilfswerk an 21 Standorten im Bundesland unterstützt.
- Auch in den Ferien versucht das Hilfswerk Eltern zu entlasten und Kindern ein buntes Freizeitangebot zugänglich zu machen: An den Ferienaktionen „Action Days“ des Hilfswerks nahmen im vergangenen Jahr 464 Kinder teil.
„Im Fokus wird im heurigen Jahr wieder der Ausbau des Tageseltern-Angebotes liegen. Sie ist einfach die flexibelste und individuellste aller Kinderbetreuungsformen“, erklärt Daniela Gutschi, Geschäftsführerin des Hilfswerks Salzburg. „Auch möchten wir im Frühjahr unser neues Projekt FlexiKids in Angriff nehmen. FlexiKids bietet eine stundenweise Kinderbetreuung in der KinderVilla Puch-Urstein an, die einfach und schnell buchbar ist und von Gemeindebewohner/innen, Mitarbeiter/innen des Hilfswerks und umliegenden Firmen sowie FH-Student/innen genutzt werden kann.“
LEISTUNG WIRD VON MENSCHEN ERBRACHT
Im Hilfswerk sind aktuell 1.286 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Salzburgs Bevölkerung im Einsatz. Die größten Einsatzbereiche stellen dabei die Pflege und Soziale Arbeit dar: Mehr als die Hälfte der Hilfswerk-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich in diesen Gebieten. Konkret wurden im vergangenen Jahr 204 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/innen sowie 242 Pflege(fach)assistent/innen beschäftigt.
Auch Freiwillige und Ehrenamtliche – rund 500 an der Zahl – engagieren sich bundeslandweit für das Hilfswerk und 42 Zivildiener leisten einen wichtigen Beitrag zur Arbeit des sozialen Dienstleisters.
Aufgrund der steigenden Nachfrage wird im Hilfswerk laufend nach neuen Mitarbeiter/innen gesucht. Zudem wird ein großes Augenmerk auf Aus- und Weiterbildung bestehender, aber auch neuer Kolleginnen und Kollegen gelegt. „Wir bieten mit jährlich rund 300 Bildungsveranstaltungen ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm an“, so Gutschi. „Und da der Bedarf nach Pflege und Betreuung für Alt und Jung wächst, bilden wir Mitarbeiter/innen auch selbst aus: Heimhilfen im Bereich der Seniorenbetreuung und Tageseltern im Bereich der Kinderbetreuung.“
Viel Raum für die vielfältigen Schulungsangebote bietet das Hilfswerk-Bildungszentrum am neuen Standort im Wissenspark Urstein. Herzstück ist hier der sogenannte „Dritte Lernort“ mit seiner Pflege- und Wohnwerkstatt, an dem praxisnahes Lernen in einem geschützten Umfeld erfolgen kann. Dieses Angebot steht einerseits den Hilfswerk-Mitarbeiter/innen, künftig aber auch pflegenden Angehörigen zur Verfügung.
HERAUSFORDERUNGEN IN PFLEGE UND BETREUUNG
Stark thematisiert wird dieser Tage das Thema „Fachkräftemangel in der Pflege und Betreuung“. Die Zahl derer, die eine berufliche Laufbahn in der Pflege einschlagen wollen, deckt bei weitem nicht mehr die Nachfrage am Arbeitsmarkt. „Die Situation ist tatsächlich prekär und ist nicht nur in Salzburg sondern in ganz Österreich spürbar“, erklärt Hermann Hagleitner. „Wir im Hilfswerk Salzburg haben aktuell 104 offene Pflegestellen ausgeschrieben, 43 davon richten sich an Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/innen. Aber so intensiv wir auch suchen, das Personal ist schlicht nicht vorhanden.“
Um dem Personalmangel entgegen treten zu können, müssen aus Sicht des Hilfswerks zwei zentrale Fragestellungen beantwortet werden: Wie können Menschen in die Langzeitpflege gebracht werden und wie schafft man es, sie dort auch zu halten?
Als ersten Ansatzpunkt führt Hagleitner das Thema Ausbildung und Zugang ins Berufsfeld an: „Heimhilfen, Pflegeassistent/innen und Pflegefachassistent/innen sollen sofort in ein Anstellungsverhältnis eintreten und für die berufsbegleitende Ausbildung in Folge freigestellt werden können. Damit würden ein niederschwelliger Zugang und eine betriebsnahe Qualifikation ermöglicht. Die Freistellungs- und Kurskosten wären vom Land zu tragen.“ Notwendig wäre auch eine engere Taktung der Ausbildungs-Starts: „Schulungen für Heimhilfen, Pflegeassistent/innen und Pflegefachassistent/innen sollten regelmäßig einmal pro Quartal starten. Zudem muss es möglich sein, Praktika – die im Rahmen dieser Ausbildungen vorgeschrieben sind – im eigenen Betrieb absolvieren zu können.“
Um Menschen im Pflege- und Betreuungsberuf zu halten müssen zudem die Rahmenbedingungen im Tätigkeitsfeld angepasst werden. „Längst überfällig ist die Schließung des Deltas zur SALK was Arbeits- und Materialrecht – sprich Gehälter und Urlaub – betrifft“, so Hagleitner. „Im Sinne einer ausgewogenen Work-Life-Balance des Pflege- und Betreuungspersonals muss auch in die Dienstplanstabilität investiert werden – diese kann durch Rufbereitschaft und Springerdienste gewährleistet werden, die dementsprechend vergütet werden müssen.“ Investitionsbedarf besteht auch bei zusätzlichen Personaleinheiten in Seniorenheimen und Hausgemeinschaften, denn analog zu steigenden Pflegestufen der Bewohnerinnen und Bewohner ist naturgemäß auch mehr Personal notwendig.
Neben den angeführten Schwerpunkten das Pflege- und Betreuungspersonal betreffend, müssen aus Sicht des Hilfswerks auch strukturelle Verbesserungen in der Versorgungslandschaft vorgenommen werden: „Es braucht einen Bauchladen an Leistungen, der bereitstehen muss, um eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung von Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf zu gewährleisten“, erklärt Daniela Gutschi. Drei Maßnahmen werden hier als notwendig erachtet: (1) Die Unterstützung und Entlastung von pflegenden Angehörigen mittels einer mehrstündigen Alltagsbegleitung durch Heimhilfen, (2) eine Verordnung zur Regelung des Zugangs bei geriatrischen Tageszentren inklusive einer besseren Finanzierung und (3) Regelungen der Finanzierung von sozialarbeiterischer Begleitung in Betreutem Wohnen – Einrichtungen, die einen immer wichtigeren Baustein in der Versorgungslandschaft darstellen.