Gesundheit schützen, Wirtschaft stützen und damit Arbeitsplätze sichern: Das sind in den Augen der Bevölkerung akut die wichtigsten Herausforderungen. Dahinter folgen mit Blick auf die Zukunft des Bundeslandes laut OÖ Hilfswerk-Umfrage (IMAS, 500 Befragte, Juli 2020) mit Umwelt- und Klimaschutz, Sicherung der Sozialsysteme und Absicherung der Pflege auch in Krisenzeiten Wünsche nach langfristigen Weichenstellungen.
Pflegebedarf im Bezirk Rohrbach steigt massiv an
Dabei ist die Lösung der Pflege-Thematik abseits der Krisenbewältigung mit Sicherheit die größte Herausforderung für die kommenden Jahre. Das zeigt nicht zuletzt der Blick auf die Bevölkerungsprognose für den Bezirk Rohrbach. Demnach wird im Bezirk die Zahl der Menschen über 65 gegenüber dem Jahr 2017 (10.130) bis 2040 um knapp 7.400 auf dann 17.500 steigen. Angesichts der Rückgänge in den davor liegenden Altersgruppen steigt das Gewicht der 65+ in der Einwohnerzahl des Bezirkes von 17,9 % (2017) auf 31,5 % (2040).
Besonders markant gestaltet sich dabei laut Bevölkerungsprognose im Bezirk Rohrbach der Anstieg der Zahl an Hochbetagten (85+): Deren Zahl steigt von 1.497 (2017) auf dann 2.883 im Jahr 2040 – was nahezu einer Verdoppelung entspricht.
Entsprechend dynamisch legt im Bezirk Rohrbach laut Prognosen der Landesregierung die Zahl der Pflegebedürftigen zu. Aktuell liegt diese bei knapp 3.700, im Jahr 2040 werden aber bereits 5.300 Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirkes Rohrbach auf alltägliche Hilfe und Unterstützung angewiesen sein (plus 44 Prozent).
Pflege großes Thema in breiter Bevölkerung
Bei der Mehrheit der Bevölkerung ist die Pflege in der Familie im Alltag ein wichtiges Thema. So spielt die Pflege Angehöriger in den Mühlviertler Bezirken für 34 Prozent eine große Rolle, für weitere 26 Prozent eine mittelgroße Rolle.
Entgegen der landläufigen Meinung, die Pflege sei erst im hohen Alter ein Thema, zeigt sich, dass das Thema landesweit für Jung (16-34 Jahre: 37 Prozent) und Alt (60+ Jahre: 39 Prozent) eine große Rolle spielt. Für Menschen, die einen Pflegefall in der eigenen Familie haben, nimmt die Pflege dann sogar bei 64 Prozent eine große Rolle im Alltag ein.
„Die Pflegethematik zählt schon heute zu den größten Herausforderungen unserer Generation. Umso wichtiger ist, dass die Verbesserung der Pflege ganz oben auf der Tagesordnung der politischen Entscheidungsträger ist,“ schließt Wolfgang Hattmannsdorfer, Obmann des OÖ Hilfswerk, aus der aktuellen Umfrage.
Pflege passiert großteils in den eigenen vier Wänden
Jede(r) Vierte gibt in den Mühlviertler Bezirken an, einen Pflegefall in der eigenen Familie zu haben (26 Prozent). Der Großteil der Pflege passiert dabei in den eigenen vier Wänden: In den ländlichen Regionen Oberösterreichs werden 59 Prozent der Pflegefälle von Angehörigen betreut und versorgt, in städtischen Räumen 45 Prozent. In Summe entfallen damit in Oberösterreich 51 Prozent der Pflegeleistungen auf den familiären Bereich.
Jemanden zum Reden, Aufnahme im Heim und Lebensabend möglichst daheim
Am wichtigsten ist den Mühlviertlerinnen und Mühlviertlern, im Alter jemanden in der Nähe zu haben, mit dem man täglich reden kann (84 Prozent). Groß ist auch der Wunsch, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können (69 Prozent). Gleichzeitig wünschen sich knapp zwei Drittel der Befragten, im Bedarfsfall in ein Seniorenheim aufgenommen zu werden (62 Prozent).
„Ältere Menschen müssen selbst über die Art der Betreuung entscheiden können. Es braucht daher immer ein breites Angebot und eine echte Wahlmöglichkeit“, so Hattmannsdorfer. „Wer den Wunsch hat, den Lebensabend zuhause zu verbrinden, soll auch die Möglichkeit haben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut zu werden.“
Es braucht eine Entlastung pflegender Angehöriger
Für Menschen mit einem Pflegefall in der eigenen Familie sind oberösterreichweit die größten Herausforderungen die starke körperliche und psychische Belastung (20 Prozent) sowie die Notwendigkeit, ständig verfügbar zu sein (16 Prozent).
„Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, es braucht eine spürbare Entlastung für pflegende Angehörige“, so Hattmannsdorfer. „Pflege daheim darf nicht schlechter gestellt sein als die Pflege in einem Heim. Es braucht daher einen Pflege-Daheim-Bonus, um die Pflege daheim zu honorieren und Angehörige zu entlasten. Darüber hinaus sollen durch einen Ausbau der Tagesbetreuung Menschen tagsüber in einer Pflegeeinrichtung betreut werden, aber dennoch zuhause wohnen und durch Angehörige mitbetreut werden können.“
Fachkräftemangel im Pflegebereich
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Pflegebereich fordert das OÖ Hilfswerk Maßnahmen zur Absicherung der Pflege. „Klar ist schon jetzt: Wir werden in Zukunft jede helfende Hand brauchen“, so Hattmannsdorfer. „Wir brauchen daher ein möglichst breites Angebot an Ausbildungen im Pflegebereich, um möglichst viele Menschen für den Pflegeberuf begeistern zu können und sie in ihrer jeweiligen Lebensphase abzuholen.“ Das Hilfswerk begrüßt daher Forderungen nach der Einführung einer Pflegelehre, um zusätzliche junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.
Corona veränderte Pflegesituation: Es braucht weiter Regelungen für Besuche und für direkten Kundenkontakt
Die Mehrheit der Bevölkerung ist auch im Mühlviertel der Meinung, dass durch die Corona-Krise die Pflegesituation „eher schwieriger“ (29 Prozent) oder „viel schwieriger“ (29 Prozent) geworden ist. „Wir sind stolz, dass wir als OÖ Hilfswerk die Herausforderungen bislang gut gemeistert haben und unsere Leistungen bislang durchgängig anbieten konnten“, ist Hattmannsdorfer stolz auf die Leistung der Belegschaft. „Klar muss aber auch sein, dass es für die weitere Zukunft in der Pandemie klare Besuchsregelungen und klare Regelungen für den direkten Kontakt mit Kunden braucht.“
Land Oberösterreich entlastet mit Pflegenovelle
„Mit der zuletzt auf Landesebene festgelegten Pflegenovelle wird ein großer Schritt zur Entlastung der Pflegemitarbeiter gesetzt“, ist Hattmannsdorfer erfreut. Herzstück der Novelle ist eine Deregulierung der Pflege. Damit sollen der Verwaltungsaufwand reduziert werden und Pflegemitarbeiter mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit haben. Zudem wird mit 1. Februar 2021 zur Entlastung der Pflegemitarbeiter ein zweiter Nachtdienst ab einer Heimgröße von 60 Betten eingeführt.
Über das Hilfswerk
Das OÖ Hilfswerk ist in Oberösterreich ein großer Pflegedienstleister und bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen für ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen an. Als großer sozialer Dienstleister des Landes mit über 1.300 Mitarbeitern bietet das Hilfswerk zudem in insgesamt 18 Familien- und Sozialzentren in allen Bezirken Oberösterreichs seine Leistungen an. Die Schwerpunkte des OÖ Hilfswerks liegen auf der mobilen Betreuung und Unterstützung von älteren und gebrechlichen Menschen und deren Angehörigen sowie auf der Integration und Förderung sozial Schwächerer. Außerdem legt das OÖ Hilfswerk gerade auch im Bezirk Rohrbach ein besonderes Augenmerk auf flexible, vielfältige und individuelle Kinderbetreuungsangebote und unterstützt Familien mit Kindern in Erziehungsfragen.
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Mag. Dr. Viktoria Tischler
Geschäftsführerin OÖ Hilfswerk GmbH
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