Im Einblicke-Interview sprechen sie über schöne Erinnerungen, große Fußstapfen, gesellschaftliche Herausforderungen und die Vorfreude auf eine neue, spannende Aufgabe.
Einblicke: Frau Präsidentin Hinterholzer, was hat sie damals dazu bewogen, Teil des Hilfswerks zu werden?
Hinterholzer: 1995 war das. Da sprach mich die Frau des damaligen Bezirkshauptmanns an, ob ich nicht Vorsitzende des Vereins Hilfswerk Amstetten werden möchte. Die Gründungsidee – Familien in ihrem Alltag zu begleiten – hat mir von Anfang an gut gefallen. Ich hatte das Glück, dass es mir immer gut gegangen ist, und ich wollte der Gesellschaft
dadurch etwas zurückgeben. Meine erste „Amtshandlung“ war dann, für den Amstettner Hilfswerk-Standort jenes Haus zu kaufen, in dem wir noch immer stationiert sind. In vielen, vielen ehrenamtlichen Stunden haben wir es damals selbst hergerichtet. Die Hauskrankenpflege war damals noch nicht so etabliert wie heute, also sind wir alle von Arzt zu Arzt und von Bürgermeister zu Bürgermeister gefahren, um sie bekannt zu machen.
Einblicke: Und dann wurde die Aufgabe größer?
Hinterholzer: Ja, als ich dann 1998 Landtagsabgeordnete wurde, holte mich der damalige Hilfswerk-Geschäftsführer Erich Fidesser ins Präsidium. Ich wurde Vizepräsidentin für das Mostviertel, und konnte nun damit meine Einblicke in die Basis unserer Arbeit mit dem landesweiten „großen Ganzen“ verbinden. Als Unternehmerin – wir besitzen ja ein Erdbauunternehmen – hat mich die Verbindung zwischen sozialem und wirtschaftlichem Denken immer fasziniert. Und als der damalige Präsident Ernst Strasser ausschied, dachte ich mir: Jetzt wird es Zeit für eine Frau an der Spitze! Die Nachfolge habe ich sehr gerne angetreten, und von all meinen Aufgaben, die ich – abseits von meiner Familie – in meinem Leben ausfüllen durfte, ist diese die befriedigendste und schönste gewesen.
Einblicke: Was war denn das besonders Schöne daran?
Hinterholzer: Auf Landesebene, im Landtag das Hilfswerk vertreten zu dürfen, mich für soziale Anliegen stark
zu machen und etwas bewirken zu können: das habe ich immer sehr gerne gemacht. Und von den Menschen, die
mich und das Hilfswerk kennen, angesprochen zu werden, von ihren positiven Erfahrungen zu hören und ihre Dankbarkeit zu sehen – das ist einfach wunderschön. Bei Anliegen und Sorgen habe ich immer gerne geholfen.
Einblicke: Was hat sich denn in Ihrer langen Hilfswerk-Zeit verändert?
Hinterholzer: Früher ging es in der Pflege darum, Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Das hat sich komplett gedreht. Die Nachfrage ist riesig, doch heute suchen wir dringend nach Mitarbeiter*innen, um diese zu decken.
Der Bedarf wird weiter steigen: Wir haben heuer erstmals über 500.000 Pflegegeld-Bezieher*innen in Österreich. Das ist schon jetzt bundesweit eine große Herausforderung, und das wird es in Zukunft noch viel mehr. Das Hilfswerk hat sich im letzten Jahrzehnt fit dafür gemacht. Wir haben vieles reformiert und modernisiert. Schritt für Schritt haben wir das Unternehmen umgebaut und für die Zukunft vorbereitet. Der größte Schritt war dabei sicher die Umwandlung zur gemeinnützigen GmbH 2016. Wir haben unseren Mitarbeiter*innen und Funktionären da sicher viel abverlangt, aber das war einfach notwendig.
Einblicke: Was sehen Sie, wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen?
Hinterholzer: Auch wenn sich vieles verändert hat: Die Gründungsidee des Hilfswerks ist weiterhin aktuell und wird es immer sein. Nach wie vor geht es darum, die Familie zu unterstützen, den Alltag zu bewältigen. Sie nicht zu ersetzen, sondern sie auf ihrem Weg zu begleiten. Jedem Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Und jedem Kind die Chance zu geben, sich individuell zu entwickeln. Ich sehe die Zukunft darin, professionelle Dienstleistungen mit ehrenamtlichem Engagement zu kombinieren. Ich freue mich, dass meinem Nachfolger Lukas Brandweiner das Ehrenamt ebenso am Herzen liegt wie mir und hier sicher neue Projekte in Angriff nehmen wird.
Einblicke: Herr Brandweiner, Sie stehen wenige Wochen vor der Wahl zum Präsidenten. Was empfinden Sie, wenn Sie all diese Erinnerungen hören?
Brandweiner: Großen Respekt und große Vorfreude. Das Hilfswerk ist eine beeindruckende Organisation mit vielen engagierten Persönlichkeiten. Meine Großmutter wurde bereits von Mitarbeiterinnen des Hilfswerks gepflegt und das war eine ausschließlich positive Erfahrung für unsere Familie. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, nun in Michaelas – sehr große – Fußstapfen zu treten. Sie hat das Hilfswerk mit außergewöhnlichem Engagement, Weitblick und ganz viel Herzblut geprägt. Dafür habe ich größte Hochachtung und freue mich sehr darauf, diese erfolgreiche Arbeit mit meinem Präsidiumsteam weiterzuführen.
Einblicke: Haben Sie gleich „Ja“ gesagt,als Sie gefragt wurden?
Brandweiner: (lacht) Nein, ich konnte es gar nicht glauben, als Michaela mich angerufen und gefragt hat. Aber nach einigen Gesprächen mit Freunden und Weggefährten bin ich mir immer sicherer geworden: Das möchte ich machen! Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Und die ersten Begegnungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bestätigen meine Entscheidung: Hier tragen alle das Hilfswerk im Herzen und ich freue mich sehr, schon bald dazu zu gehören!
Einblicke: Haben Sie sich schon Ziele oder erste Vorhaben gesetzt?
Brandweiner: Das Wichtigste ist, die gute Arbeit fortzusetzen und dabei auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aber auch auf die vielen ehrenamtlichen Mitglieder – zu achten. Sie sind das Herzstück im Hilfswerk. Das Ehrenamt liegt auch mir im Blut und daher möchte ich darauf einen Schwerpunkt legen. Jeder und jede, die sich im Sozialbereich engagieren möchte, ist bei uns herzlich willkommen.
Einblicke: Frau Hinterholzer, was möchten Sie denn Ihrem Nachfolger noch mitgeben?
Hinterholzer: Wir haben die besten Mitarbeiter*innen aller Zeiten – in fachlicher und persönlicher Hinsicht. Auf
diese großartigen Menschen muss man schauen und achten! Viel Erfolg, Lukas, und alles Gute!
Einblicke: Vielen Dank an Sie beide für das Gespräch.
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