Wie kann Älterwerden in unserer Gesellschaft gut gelingen und welche Versorgungsangebote braucht es dazu? Diese und weitere Fragen wurden bei der diesjährigen Fachtagung Soziale Arbeit des Hilfswerks Salzburg in Kooperation mit den Studiengängen Soziale Arbeit sowie Gesundheits- und Krankenpflege der Fachhochschule Salzburg gestellt.
Salzburg, 14. Juni 2022. Über 100 Fachkräfte aus dem Pflege- und Sozialbereich, Entscheidungsträger und führende Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum kamen am 14. Juni im Wissenspark Puch Urstein für die Fachtagung Soziale Arbeit des Hilfswerks Salzburg zusammen. Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerks Salzburg, Doris Walter, Geschäftsführerin der Fachhochschule Salzburg, Landeshauptmann Stellvertreter Heinrich Schellhorn, Landesrätin Andrea Klambauer sowie Stadträtin Anja Hagenauer. In Folge führten Manfred Feichtenschlager, Leitung der Fachabteilung Soziale Arbeit im Hilfswerk Salzburg, und Marlene Wörndl, fachliche Mitarbeiterin der Fachabteilung Soziale Arbeit des Hilfswerks Salzburg, als Moderator/innen durch den Tag.
Betreuung und Pflege im Sozialraum
Die namenhaften Referent/innen aus der Sozialen Arbeit, Univ.-Prof. Franz Kolland und FH-Prof. Eva Fleischer sorgten durch ihre Vorträge für einen kurzweiligen Vormittag. „Es benötigt einen guten Mix aus informeller und professioneller Unterstützung um die Versorgung künftig stemmen zu können“, so Fleischer. „Eine neue Generation wird alt und hat andere Anforderungen – hier wird man sich mehr auf mobile Dienste, Angehörige und Freiwilligenarbeit stützen müssen“, ergänzt Kolland. Im darauffolgenden Panel schufen Expert/innen aus den Bereichen Geriatrie, Primärversorgung, Demenz und pflegende Angehörige Raum für rege Diskussionen. Schwerpunkt war dabei die Notwendigkeit eines niederschwelligen Angebotes für ältere Menschen, besonders in Hinsicht auf Demenzerkrankungen. „Wir müssen bereits Bestehendes ausbauen und für mehr Aufklärung bei den Betroffenen und ihren Angehörigen sorgen“, so Christine Appesbacher vom ÖGK Demenz Service Salzburg.
Community Nursing
Das kürzlich gestartete 3-jährige EU-Projekt Community Nursing steht in vielen österreichischen Gesundheitseinrichtungen im Fokus. Auch die Fachtagung Soziale Arbeit gab mit Hilfe zentraler Ansprechpersonen einen Einblick in den derzeitigen Stand in Österreich. Dabei werden soziale Angebote in den Gemeinden durch neue Bausteine ergänzt und die Ergebnisse genutzt, um die Versorgung zu optimieren und es älteren Menschen zu ermöglichen, mit individueller Unterstützung länger zu Hause wohnen zu können.
Auswirkungen der Pandemie im Sozialraum
Das zweite Panel des Tages behandelte den Einfluss, welchen die Covid-19 Pandemie auf den Sozialbereich ausübt. Es entstanden neue Herausforderungen, vor allem zum Thema Einsamkeit. Ansprechpartner aus dem Hilfswerk Salzburg, Uniklinikum Salzburg sowie der Seniorenberatung Stadt Salzburg gaben einen Rückblick, wie spontan auf Lücken im bestehenden System reagiert wurde und welche Maßnahmen verbessert werden konnten. „Wir haben damals spontan auf neue Situationen reagieren müssen – mittlerweile kann man auf das Geschehene zurückblicken und daraus Erfahrungen sammeln“, so Brigitte Költringer aus dem Zentrum Walser Birnbaum des Hilfswerks Salzburg.
Wohnen im Alter
Der Bedarf nach Betreutem Wohnen, Seniorenheimen und Hausgemeinschaften für Senior/innen steigt stetig. Fachexpert/innen wichtiger Institutionen behandelten die künftigen Möglichkeiten des Wohnens im Alter „Innovative Ansätze müssen gefunden werden und bereits bestehende Angebote ausgebaut werden. Es gibt stetig neue Herausforderungen, etwa das Wegbrechen von familiären Strukturen im Leben der Senior/innen, die es notwendig machen Einrichtungen zu optimieren“, so Doris Wlczek-Spanring der Koordinationsstelle Bewohnerservice der Stadt Salzburg. „Eine neue Generation schafft eine neue Art des Wohnens im Alter.“
Fachwissen stetig erweitern
„Der Pflege- und Betreuungsbereich muss auf dem neuesten Stand sein, um den immensen Bedarf decken zu können. Durch den Austausch entstehen neue Ideen, um die Soziallandschaft zu verbessern“, freut sich Manfred Feichtenschlager über die rege Teilnahme. Das Ziel ist dabei klar: Eine individuelle und professionelle Betreuung ermöglichen. „Alt werden ist weiblich“, schließt Marlene Wörndl ab. „Einsamkeit kann schon fast als „chronische Erkrankung“ in unserer Gesellschaft gesehen werden und Selbstbestimmung und eigenes Handeln wird für ältere Menschen immer bedeutender. Dies sind alles Punkte, die stärker in den Fokus der Pflege und Betreuung rücken müssen.“
Zitat Landesrätin Andrea Klambauer
"Das „Älterwerden“ umfasst mehrere Jahrzehnte mit sehr unterschiedlichen und individuellen Lebensqualitäten. Wir gestalten Wohnformen, die auf diese Bedürfnisse eingehen. So wird das soziale und gesellschaftliche Miteinander im Bereich des Betreuten Wohnens gerade deutlich ausgebaut, damit ältere Menschen gut unterstützt lange selbständig wohnen können. Gerade diese gemeinsamen Angebote leisten einen großen Beitrag, damit Einsamkeit im Alter nicht entsteht und die Lebensfreude lange erhalten bleibt."