1.500 Todesfälle hatte die zehntägige Hitzewelle in Europa Ende Juni/Anfang Juli 2025 zur Folge. Die meisten dieser Hitzeopfer (88 Prozent) finden sich unter Menschen im Alter ab 65 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Imperial College London und der London School of Hygiene & Tropical Medicine in ihrer nahezu in Echtzeit erfolgten Analyse von Daten aus zwölf europäischen Städten. Hitzewellen verursachen mittlerweile mehr Todesfälle als alle anderen Naturkatastrophen und werden daher als ernst zu nehmendes geriatrisches Problem eingestuft.
Warum ältere Menschen besonders gefährdet sind, hat mehrere Ursachen. Mit dem Alter lässt etwa das Durstgefühl nach, der Stoffwechsel verlangsamt sich und die Schweißproduktion nimmt ab. All das führt dazu, dass sich der Körper nicht mehr so gut an hohe Temperaturen anpassen kann. Auch chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes mellitus oder demenzielle Beeinträchtigungen erschweren die Wärmeregulation. Medikamente wie Diuretika (zur Entwässerung) oder Blutdrucksenker können das Risiko für Kreislaufprobleme bei Hitze erhöhen.
Warnzeichen für Überhitzung
Was viele nicht wissen: Flüssigkeitsmangel zeigt sich bei älteren Menschen oft nicht durch Durst, sondern durch Symptome wie Müdigkeit, Verwirrtheit, Schwindel oder plötzliche Schwäche. Diese Warnzeichen werden leicht übersehen, besonders wenn jemand allein zu Hause lebt. Sie können jedoch Vorboten eines Hitzeschlags oder Kreislaufkollapses sein.
„Bei meiner Arbeit als Pflegekraft habe ich immer wieder gesehen, wie stark hohe Temperaturen gerade Seniorinnen und Senioren zusetzen. In der mobilen Pflege ist es unsere Aufgabe, auch weniger bekannte Symptome von Überhitzung im Auge zu behalten. Denn nicht nur der Körper, sondern oft auch das Gemüt leiden unter der Hitze – Reizbarkeit, Rückzug oder Verwirrtheit sind dann nicht ungewöhnlich“, erklärt Angelika Kuhn, Fachbereichsleitung für Pflege beim Hilfswerk Österreich.
Leben retten mit einfachen Vorkehrungen
Umso wichtiger sei eine umsichtige Unterstützung gefährdeter Personen bereits im Vorfeld einer Hitzewelle. Die Hilfswerk-Expertin hat einige Tipps, wie man gravierende Auswirkungen der hohen Temperaturen vermeiden kann: „Das Wichtigste zuerst: An heißen Tagen sollten 1,5 bis 2 Liter getrunken werden. Luftige, helle Kleidung und Bettwäsche aus Naturmaterialien helfen dem Körper, überschüssige Wärme abzugeben. Synthetische Stoffe sind dagegen ungeeignet, da sie die Haut weniger gut atmen lassen und zu Hitzestau führen“, so die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP).
Wohnräume sollten morgens und abends gut durchgelüftet, tagsüber aber möglichst kühl gehalten werden. Dabei können Rollläden, Vorhänge oder Hitzeschutzfolien an den Fenstern helfen, ebenso wie Ventilatoren und Klimageräte. „Aber auch einfache Hausmittel, wie ein feuchter Waschlappen auf Stirn und Nacken oder lauwarme Fußbäder, wirken wahre Wunder“, weiß Angelika Kuhn.
Oft werde unterschätzt, wieviel es bringen kann, den Schlafrhythmus an die Hitze anzupassen, meint Kuhn. „Wer kann, sollte versuchen, seine Nachtruhe später zu beginnen, etwa ab Mitternacht. Ausgleichend könnte man sich mittags oder nachmittags nochmals ausruhen. So entgeht man den besonders heißen Stunden. Probieren Sie doch auch einmal, eine Wärmflasche mit kaltem Wasser ins Bett zu legen, das bringt Erleichterung“, meint die Hilfswerk-Expertin.
„Was aber am meisten hilft, ist Aufmerksamkeit. Wer im Umfeld ältere Menschen hat – ob Nachbarn, Angehörige oder Bekannte –, sollte regelmäßig nach ihnen sehen, besonders an heißen Tagen. Ein kurzer Anruf, ein Glas Wasser vorbeibringen oder ein offenes Gespräch über das Wohlbefinden können entscheidend sein und Rettungseinsätze verhindern“, gibt Angelika Kuhn zu bedenken.
Über das Hilfswerk Österreich
Das Hilfswerk Österreich ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Als Arbeitgeber von rund 7.000 Pflegefachkräften und Betreuungskräften pflegt und betreut das Hilfswerk laufend mehr als 31.000 ältere und chronisch kranke Menschen. Damit ist das Hilfswerk in Österreich die Nr. 1 in der Pflege zu Hause. Zudem ist das Hilfswerk als Träger stationärer Einrichtungen für zwanzig Seniorenpensionen/-heime, 21 geriatrische Tages(struktur)zentren sowie 82 Einrichtungen des Betreuten Wohnens zuständig.
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