- Jahresbericht 2022 und Ausblick
- Umsetzung von Ergebnissen der
Pflegeplattform des Landes - Entlastung durch Bildung
und Digitalisierung
Große Hilfe, ganz nah: Das Hilfswerk konnte seinem Leitspruch auch im vergangenen Jahr wieder vollauf gerecht werden. „Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Betrieb und damit die Betreuung unserer Kundinnen und Kunden trotz schwieriger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nach wie vor gut funktioniert“, so Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerks Salzburg. „Wir verzeichnen eine stabile Entwicklung in allen Bereichen. Ergebnisse aus der Pflegeplattform des Landes haben zudem Verbesserungen gebracht, die unser Arbeiten künftig erleichtern werden. Viel Potential sehen wir noch im Bereich Bildung und Digitalisierung.“
Hilfswerk in Zahlen: Diese stabile Entwicklung, spiegelt sich auch in den Zahlen wider:
- 2022 wurde ein Umsatz von 59,6 Mio. Euro erzielt. Das bedeutet ein Umsatzplus von 3% gegenüber dem Vorjahr.
- Vom Kleinkind bis zum sehr alten Menschen: 8.180 Kundinnen und Kunden nahmen 2022 im Monatsschnitt Dienstleistungen des Hilfswerks in Anspruch. Das sind um 250 Menschen bzw. 3% mehr als im Vorjahr.
- Und: 1.390 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für Salzburgerinnen und Salzburger im Einsatz. Das sind um 20 Kolleg/innen mehr als 2021. Gleichzeitig konnten auch Abgänge wie zB durch Pension ausgeglichen werden. In Zeiten des Fachkräftemangels keine Selbstverständlichkeit.
- Alle Dienstleistungen des Hilfswerks konnten in vollem Umfang gehalten werden - sowohl was das Angebot als auch die Auslastung betrifft. Auch in Seniorenheimen verzeichnet man einen normalen Belegungsstand. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern musste das Hilfswerk bislang keine Betten sperren.
Leistung wird vom Menschen erbracht: Dankbar für die großartige Arbeit der Mitarbeiter/innen des Hilfswerks zeigt sich Vereinspräsident Christian Struber. „Der Zusammenhalt und das Miteinander im Hilfswerk ist nach wie vor ungebrochen und das Team wächst von Jahr zu Jahr. Wir freuen uns, dass sich immer mehr Menschen dazu entscheiden im Sozial- und Gesundheitsbereich zu arbeiten. Doch wie die demographische Entwicklung zeigt, brauchen wir noch mehr.“ Diesem Gedanken schließt sich auch Hermann Hagleitner an: „Pflege- und Betreuungsberufe sind wichtig, erfüllend und sinnvoll – und in gewissen Bereichen natürlich auch herausfordernd. Aber wenn man an ein paar Schrauben dreht, können Rahmenbedingungen und Strukturen so gestaltet werden, dass ein gesundes und familienfreundliches Arbeiten weiter gefördert wird.“
Pflegeplattform II - Ergebnisse und Umsetzung
Eine wichtige Rolle zur Sicherung der Pflege und Betreuung in Salzburg spielt die Pflegeplattform des Landes, an der das Hilfswerk aktiv mitwirkt hat. „Wir haben uns im Rahmen der Pflegeplattform I und II in allen Arbeitsgruppen eingebracht, um notwendige Maßnahmen aufzuzeigen und Empfehlungen auszusprechen,“ so Hagleitner. „Viele der Punkte, die wir als notwendig erachten, um die Pflegeversorgung in Salzburg stabil zu halten bzw. sicherzustellen, wurden aufgegriffen. Und nach dem Ergebnisbericht Ende letzten Jahres haben wir die wichtigsten Maßnahmen bereits mit 01.01.2023 in Umsetzung gebracht.“
MEHR ENTGELT
- SEG-Pauschale für mobile Dienste
Mitarbeiter/innen der mobilen Pflege und Betreuung leisten körperliche Arbeit, kommen mit hochinfektiösen Kunden in Kontakt und stehen immer wieder auch für psychisch belastenden Situationen. Es ist daher nur fair, dass die Schmutz-, Erschwernis- und Gefahrenzulage (SEG) seit Jänner pauschal auch an die Mitarbeiter/innen der Hauskrankenpflege und Heimhilfe ausbezahlt wird. Sie beträgt
€ 212,21 bei Vollzeit-Anstellung. - Zulagen für Nachtdienste
Mitarbeiter/innen in der Pflege und Betreuung arbeiten unter großem persönlichem Einsatz, an allen Wochentagen und zu den unterschiedlichsten Tag- und Nachtzeiten. Das gehört entsprechend entlohnt. Laut SWÖ-Kollektivvertrag erhalten Mitarbeiter/innen eine Nachtdienstpauschale von € 46,36. Als Ergebnis der Pflegeplattform konnte diese Zulage auf € 60,00 erhöht werden. - Zulage für Rufbereitschaften
Wenn Personal aufgrund von Krankenständen kurzfristig ausfällt, muss dieses Nachbesetzt werden – schließlich kann die Betreuung nicht einfach ausgesetzt werden. Daher gibt es geregelte Rufbereitschaften, also Mitarbeiter/innen die auf Stand-by stehen und im Fall des Falles einspringen. Laut SWÖ-KV stehen Mitarbeiter/innen in Rufbereitschaft € 3,75 pro Stunde zu. Als Ergebnis der Pflegeplattform konnte diese Zulage auf € 6,00/Stunde erhöht werden.
MEHR KOMPETENZ
- Zweiter Nachtdienst in Seniorenheimen
Manchmal braucht es nicht mehr Geld sondern einfach mehr Köpfe, um Personal zu entlasten.
Die Einführung eines zweiten Nachtdienstes ist eine wichtige Maßnahme, die bereits in alle 8 Seniorenheimen bzw. Hausgemeinschaften, die das Hilfswerk in Auftrag von Gemeinden betreibt, umgesetzt wurde. Diese Nachdienste werden wie oben angeführt mittels Zulage abgegolten. - Administratives Personal und Betreuungspersonal in Seniorenheimen
Als Ergebnis der Pflegeplattform II kann zusätzliches Personal für Administration und Betreuung
eingestellt werden. Damit kann sich die Pflege auf ihre pflegespezifischen Tätigkeiten fokussieren.
Neben der Aufstockung im administrativen Bereich können seit heuer auch Heimhilfen in Seniorenheimen eingesetzt werden. Im Hilfswerk sind bereits 11 Heimhilfen unterstützend im Einsatz.
Auch Maßnahmen des Bundes sind schon in Umsetzung. So etwa der Pflegebonus des Bundes
(€ 2.460 im Jahr 2023), der als monatlicher Zuschuss mit dem Gehalt ausbezahlt wird. Auch die Qualifikationsangleichung, die die Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz mit mehr Kompetenzen ausstatten, wurde schon in aufgegriffen.
AUSBILDUNG FÜR LEICHTEN ZUGANG
Viel thematisiert wurde in den vergangenen Monaten der Fachkräftemangel in Seniorenheimen und Hausgemeinschaften. Durch die Anstellung von qualifizierten Personen aus den Sozialbetreuungs-
berufen kann diesem entgegengewirkt werden. Sie unterstützen die Teams in den Häusern und entlasten Pflegekräfte, die sich auf ihr Fachgebiet konzentrieren können.
Als Ergebnis der Pflegeplattform II wurde das Hilfswerk mit der Konzipierung und Durchführung eines Heimhilfen-Lehrgangs speziell für Seniorenheime bzw. Hausgemeinschaften beauftragt. Der Lehrgang wird vom Land Salzburg gefördert und kann von Teilnehmer/innen mit Anstellung in einem Sozial- oder Gesundheitsbetrieb oder einer Gemeinde bei voller Bezahlung absolviert werden.
„Das ist wirklich eine wunderbare Sache,“ zeigt sich Astrid Pilch, Leiterin des Hilfswerk Bildungszentrums erfreut. „Zum einen wurde mit dem Lehrgang ein sehr niederschwelliger und vor allem auch schneller Zugang zu Sozial- und Betreuungsberufen geschaffen, zum anderen werden bestehende Mitarbeiter/innen in ihrem Tun und ihrer Kompetenzen gefestigt. Für sie ist das eine wichtige Absicherung in ihrem Job.“ Der erste Lehrgang schließt mit Ende April ab, der nächste startet dann bereits im Mai 2023. „Das Angebot wird gut angenommen und die Mitarbeiter/innen sind motiviert, in ihrem neuen Beruf zu starten. Einige streben auch schon eine weitere Aufschulung zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz an“, führt Pilch aus.
In Summe haben in den letzten zwei Jahren 165 Heimhilfen die Ausbildung im Hilfswerk gestartet, 110 haben bereits abgeschlossen. „Das ist doch eine beachtliche Menge,“ so Pilch. „Jede einzelne Absolventin ist für uns wertvoll. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass das Bildungsangebot auch für alle anderen Träger und Gemeinden, die Seniorenheime betreiben, offen ist.“
DIGITALISIERUNG FÜR EFFIZIENTES ARBEITEN
Großes Potential, um eine qualitativ hochwertige Pflegeversorgung anbieten zu können und ressourcenschonendes effizientes Arbeiten zu fördern, sieht das Hilfswerk Salzburg in der Digitalisierung. „Natürlich steht in der Pflege und Betreuung immer der Mensch im Mittelpunkt“, so Angelika Spraider, Leiterin der Kommunikationsabteilung des Hilfswerks Salzburg. „Aber der unterstützende Einsatz digitaler Technik kann Abläufe und Prozesse im gesamten Bereich der Pflege und Betreuung verbessern. Gleichzeitig wird eine einfache Kommunikation zwischen unterschiedlichen Stakeholdern wie den Menschen mit Betreuungsbedarf, deren Angehörigen, Ärzten, Apotheken, Behörden sowie uns Pflegeanbietern, ermöglicht.“
Im Hilfswerk wurden bereits mehrere Schritte gesetzt, um mittels digitaler Technik Arbeitsprozesse und Kommunikation zu erleichtern:
- Digitale Einsatz- und Pflegeplanung
Seit 5 Jahren erfolgt die Einsatz- und Pflegeplanung im Hilfswerk ausschließlich digital. Die Vorteile: Sämtliche pflegerelevante Informationen werden vollständig und richtig erfasst (Qualitätssicherung), Pflegeprozesses und die daraus abgeleiteten Leistungen sind besser nachvollziehbar (Übersichtlichkeit), Informationen zu Pflege- und Betreuungsprozessen bzw. Leistungen des Hilfswerks sind jederzeit einsehbar (Echtzeit), Informationen sind vollständig, können vor Ort nicht verloren gehen und nicht von unberechtigten Personengruppen eingesehen werden (Datensicherheit). - EMMA Kundenportal
Die Umstellung auf die digitale Pflegedokumentation hat auch in Umdenken in der Kommunikation
hin zum Kunden erforderlich gemacht. Daher wurde 2018 das Kundenportal EMMA mit Infos zu Betreuungsterminen, Zugriff auf Pflegedokumentation Informationen zu Kosten und Förderungen geschaffen. Vor allem auch pflegende Angehörige schätzen den einfachen und ortsunabhängigen Zugriff in Echtzeit. - Serviceportal für Behörden
Gleichzeitig mit dem Kundenportal wurde auch ein Serviceportal für Behörden geschaffen. Die Mitarbeiter/innen der Bezirkshauptmannschaften haben digitale Einsicht in die Pflege und Betreuungsdokumentation und können sich so gezielter auf ihre Einschau vorbereiten bzw. die Dokumentation digital weiterverarbeiten. - NENA App für Mitarbeiterkommunikation
Anstelle des klassischen Intranets setzt das Hilfswerk seit letztem Jahr auf eine App-Lösung zur internen Kommunikation. Die NENA App dient dem Community Building unter Mitarbeiter/innen und ist auch wichtig für die Einbeziehung von Freiwilligen und Funktionären, die als Teil des Hilfswerk-Teams gesehen werden.
„Wir würden uns wünschen, dass der Digitalisierung im Pflege- und Gesundheitsbereich künftig
mehr Augenmerk und Gewicht gegeben wird“, so Spraider. „Zum Ausbau der Digitalisierung und für die Implementierung von Projekten wie beispielsweise Telecare braucht es Investitionen in Infrastruktur, Equipment, Personal, etc. - dafür ist in den Normkostensätzen kaum Geld vorgesehen.“ Auch ELGA müsse endlich in Umsetzung gebracht werden. „Mit der elektronischen Gesundheitsakte könnte eine effiziente Kommunikation zwischen Ärzten, Apotheken und der Pflege geschaffen werden. Die Implementierung und umfassende Nutzung hat viel Potential, bisher hat sich aber nicht viel bewegt.“
Hilfswerk Salzburg 2030
Weiterentwicklung und Zukunftsstrategien
Was macht das Hilfswerk in Zukunft? Was braucht es, was muss entwickelt werden? Und woran merken wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Diesen Fragen stellt sich das Hilfswerk Salzburg in Rahmen eines Strategieprozesses, der Ende 2022 gestartet wurde. „Es ist uns wichtig, in Bewegung zu bleiben und offen auf die Zukunft und künftige Herausforderungen zuzugehen“, so Christian Struber, Vereinspräsident des Hilfswerks Salzburg. „Nur so können wir mit unserem Dienstleistungsangebot den gesellschaftlichen Anforderungen entgegenkommen und bedarfsgerecht agieren.“
Der Strategieprozess des Hilfswerks ist auf 1 ½ Jahre ausgelegt. Im Fokus stehen die drei Hauptfelder Sichtbarkeit & Wirksamkeit, Ökologisierung & Nachhaltigkeit sowie Innovation & neue Geschäftsfelder. „Beim Prozess sind sowohl Mitarbeiter/innen des Managements als auch Kolleg/innen an der Basis eingebunden, um volle Teilhabe und Identifikation zu ermöglichen“, so Struber. „Bei der Generalversammlung des Hilfswerks Salzburg im Oktober 2023 wird ein erster Zwischenbericht präsentiert. Den Endbericht stellen wir dann bei der Generalversammlung 2024 vor.“
BU: Im Bild v.l. Hermann Hagleitner (Geschäftsführer Hilfswerk Salzburg), Angelika Spraider (Unternehmenssprecherin), Astrid Pilch (Leitung Hilfswerk Bildungszentrum) und Vereinspräsident Christian Struber.