Viele Eltern verbinden mit MINT zunächst komplizierte Formeln und trockene Schulfächer. In Wirklichkeit steckt MINT jedoch in unzähligen Alltagsmomenten, die Kinder faszinieren und die sich ohne großen Aufwand spielerisch fördern lassen.
Warum frühe MINT-Erfahrungen wichtig sind
Je früher Kinder die Möglichkeit bekommen, Fragen zu stellen und selbst zu experimentieren, desto stärker entwickeln sie ihr Selbstvertrauen im Umgang mit naturwissenschaftlichen Themen. Zahlreiche Studien zeigen, dass Kinder, die schon im Kindergarten oder in der Volksschule positive Erfahrungen mit MINT machen, später leichter einen Zugang zu diesen Fächern finden. Dabei geht es keineswegs darum, schulisches Wissen vorwegzunehmen, sondern Neugier und Freude am Entdecken zu fördern.
Ein Kind, das gelernt hat, dass ein Ball deshalb rollt, weil seine Form rund ist, oder dass Wasser in Eis übergeht, wenn es kalt genug wird, erfährt ganz konkret: Die Welt funktioniert nach bestimmten Regeln, und ich kann diese Regeln verstehen.
MINT steckt in jedem Alltag
Wer genau hinsieht, entdeckt Naturwissenschaft und Technik fast überall. Schon beim Frühstück lassen sich spannende Fragen stellen: Warum wird der Toast braun? Weshalb blubbert das Mineralwasser? Beim Kochen lernen Kinder nebenbei, dass Zutaten sich durch Hitze verändern, dass sich Flüssigkeiten vermischen oder trennen, und dass es Zeit braucht, bis ein Teig aufgeht.
Auch im Freien wartet ein riesiges Experimentierfeld. Pfützen, die nach der Sonne verschwinden, Blätter, die sich im Wind bewegen, oder Ameisen, die kleine Krümel transportieren – all das sind Phänomene, die sich gemeinsam beobachten und besprechen lassen. Eltern müssen dafür keine Lehrpersonen sein. Oft reicht es, Fragen zurückzugeben: „Was glaubst du, warum die Pfütze kleiner wird?“ oder „Wie könnten wir herausfinden, wohin die Ameisen laufen?“
Kleine Experimente mit großer Wirkung
Ein Ballon, der sich von selbst aufbläst, wenn man Backpulver und Essig mischt, ist für Kinder ein kleines Wunder. Der „Vulkan aus Backpulver“ oder ein Glas, in dem sich Öl und Wasser nicht vermischen, zeigen sehr eindrücklich, dass die Welt voller Überraschungen steckt. Solche einfachen Experimente benötigen weder Labor noch Spezialwissen – sie machen Spaß, wecken Staunen und bleiben im Gedächtnis.
Gerade im Vorschulalter gilt: Je anschaulicher, desto besser. Wenn Kinder beobachten, dass ein Magnet Büroklammern anzieht, aber bei Holz nichts passiert, verstehen sie die Unterschiede zwischen Materialien ganz intuitiv. Für ältere Kinder können diese Erlebnisse vertieft werden, indem man erklärt, dass Magnetismus eine unsichtbare Kraft ist, die bestimmte Metalle beeinflusst.
Mädchen und Buben gleichermaßen ansprechen
Noch immer halten sich hartnäckige Stereotype, dass Buben eher für Technik und Mädchen eher für Sprachen oder Kreatives geeignet seien. Dabei zeigen unzählige Beispiele, dass Mädchen genauso großes Interesse und Talent für MINT haben – vorausgesetzt, sie bekommen die Gelegenheit, sich auszuprobieren. Eltern und Pädagog:innen können hier bewusst gegensteuern, indem sie Mädchen genauso an technische Spiele heranführen wie Buben. Ein Baukasten oder ein kleiner Roboter zum Programmieren sind keine „Jungsspielsachen“, sondern spannende Werkzeuge für alle.
MINT bedeutet auch Selbstvertrauen
Wenn Kinder selbst etwas herausfinden, erleben sie Erfolgserlebnisse, die weit über das Fachliche hinausgehen. Ein gelungenes Experiment, das eigenständige Beobachten oder das Lösen einer kniffligen Frage stärken das Gefühl: „Ich kann das. Ich traue mir zu, Probleme zu lösen.“ Dieses Selbstvertrauen wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche aus und macht Kinder widerstandsfähiger gegenüber Rückschlägen.
Wie Eltern unterstützen können
Eltern müssen keine Fachkenntnisse haben, um ihre Kinder im MINT-Bereich zu fördern. Es reicht, die natürliche Neugier ernst zu nehmen und Gelegenheiten zum Ausprobieren zu schaffen. Ein Spaziergang, bei dem man Steine sammelt und vergleicht, ist genauso wertvoll wie ein Experiment mit Farben am Küchentisch. Wichtig ist, dass Fragen erlaubt sind und dass man gemeinsam nach Antworten sucht – manchmal sogar mit Hilfe eines Kinderbuchs oder einer Online-Recherche.
Auch das Hilfswerk bietet spezielle Programme und Workshops an, in denen Kinder spielerisch und altersgerecht an MINT-Themen herangeführt werden. Hier können sie in Gruppen experimentieren, tüfteln und entdecken – und erfahren, dass Lernen richtig Spaß machen kann.