Mit der ersten Sekunde ihres Lebens lernen Kinder – unaufhaltsam und in rasantem Tempo. Während viele Erwachsene sich noch auf die Hilfsbedürftigkeit der Kleinen konzentrieren, sind diese tatsächlich rund um die Uhr beschäftigt mit Lernen und Wachsen.
Sie entdecken sich selbst als Person, ihren Körper, ihre Fähigkeiten und setzen all das dann in Bezug zu ihrer Umwelt. Ihr Wissensdrang wächst dabei stetig. Zwischen drei und fünf Jahren können Kinder Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung recht gut einschätzen.
Damit beginnen sie die Dinge zu hinterfragen und lassen langsam die Welt des „magischen Denkens“ hinter sich, in der Fantasie und Realität verschwimmen. Sie versuchen fortan, die Realität mit den Grundlagen logischen Denkens zu erfassen. Am Weg in eine für sie noch unbekannte Welt müssen sie aber vieles noch hinterfragen, manches davon mehrfach – und das bekommt ihr Umfeld zu spüren.
„Aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lässt sich häufig mehr lernen als aus den Gesprächen von Erwachsenen.“
Im Alter von vier bis fünf Jahren erklimmen die Kleinen den Gipfel ihrer Fragefreudigkeit und feuern eine Unzahl von Fragen ab: Rund 400 davon stellt ein vierjähriges Kind Studien zufolge am Tag. Hatte es zuerst noch harmlos mit einfachen „Was?“- und „Wo?“-Fragen begonnen, stehen bald die besonders herausfordernden „Warum?“-Fragen im Vordergrund.
„Kinder wollen in diesem Alter verstehen, warum die Dinge so sind, wie sie sind, und warum es etwas gibt oder nicht gibt“, erklärt Isabella Ecker, Fachbereichsleitung für Kinder, Jugend und Familie beim Hilfswerk Österreich dazu. Bremsen sollte man sie dabei auf keinen Fall, sondern lieber unterstützen, denn kindliche Wissbegierde ist der wahre Motor des Lernens, betont Ecker.
Erwachsene empfinden diese unermüdliche Neugier zwar oft als lästig und blocken sie ab. Es lohnt sich allerdings, auf die vielen Fragen der Kleinen ernsthaft einzugehen, denn sie sind Teil der natürlichen kindlichen Entwicklung. Außerdem gibt jede Antwort den Kindern Orientierung in der für sie noch so rätselhaften Welt. „Je kleiner die Kinder, desto einfacher sollten die Antworten sein. Nehmen Sie sich Zeit und versuchen Sie, die Fragen des Kindes aus seiner Sicht zu verstehen. Und dann suchen Sie gemeinsam nach Antworten“, rät die Hilfswerk-Expertin.
Als ersten Schritt empfiehlt sie zunächst eine Nachfrage, wie etwa: „Was denkst du denn?“. Das sei nicht nur pädagogisch richtig, sondern habe auch schon so manchem Elternteil verblüffende kindliche Hypothesen beschert. Denn wo Fantasie und Logik noch gleichberechtigt nebeneinander existieren, tut sich viel Raum für kreative Erklärungen diverser Phänomene auf. Ab diesem Punkt beginnt die Suche nach Antworten üblicherweise auch Erwachsenen, Spaß zu machen. Mit Freude an den lustigen Ideen der Kleinen erkennen oft auch die Großen, dass unsere Welt gar nicht so einfach zu verstehen ist und wie viel Spaß Forschen und Entdecken machen kann.
Bei ihrer Suche nach Erklärungen geraten Kinder allerdings oft auch an ihre Grenzen. Sie erleben Situationen, die sie verwirren. Um das Erlebte einordnen zu können, suchen sie dann Unterstützung bei ihren Bezugspersonen. „Tatsächlich sind ihre Fragen also zusätzlich ein Beweis für das Vertrauen, das Kinder in bestimmte Erwachsene haben. Auch wiederholtes Fragen ist normal, dadurch gewinnen Kinder Sicherheit und können ihr Wissen festigen“, erläutert Isabella Ecker.
Nicht immer müssen die Großen gleich eine Antwort auf jede Frage wissen. Die erstaunlich komplexen Fragen der Kleinen beantworten zu können, ist auch oft gar nicht so leicht. Das stellt viele Erwachsene vor Herausforderungen.
Obwohl Kinder natürlich Antworten verdienen, sollte man sich dabei dennoch keinen Stress machen. Ohnehin bereitet es den Kleinen viel mehr Spaß, wenn sich die Großen mit ihnen gemeinsam auf die Suche nach Antworten machen, mit ihnen in die Natur gehen, beobachten und in Büchern nachsehen. „Dabei lernen Kinder auch gleich, dass Forschen mit Versuch und Irrtum zusammenhängt.
Das stärkt ihre Ausdauer und Kreativität und bereitet sie auf das lebenslange Lernen gut vor“, gibt Isabella Ecker zu bedenken. Fragen fördert sowohl das kritische Denken wie auch die Problemlösungsfähigkeiten.
Oft drehen sich Kinderfragen um Natur, Tiere und Pflanzen: „Warum gibt es Tag und Nacht?“, „Wie atmen Fische im Wasser?“, „Wie fliegen Vögel?“ oder: „Warum spüre ich nicht, dass sich die Erde dreht?“.
Die Antworten auf diese Fragen finden sich übrigens in der Hilfswerk-Broschüre „Kleine fragen, Große antworten.“ Solche und ähnliche Fragen stammen jedenfalls aus dem sogenannten „MINT“-Bereich. MINT, das bedeutet Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und ist so etwas wie ein Werkzeugkasten, mit dem sich unsere Welt erklären lässt. Während MINT für Erwachsene oft viel zu sehr nach „Angstfächern“ aus ihrer Schulzeit klingt, ist es für Kinder eine interessante Quelle für die so dringend benötigten Antworten auf ihre Fragen. Sie gehen – wenn man sie lässt – völlig unbelastet damit um. Damit bietet sich ihnen die Chance, bereits vor der Schulzeit in die MINT-Welt einzusteigen, aus eigenem Antrieb und mit Freude am Entdecken.
Begleiten die Großen die Kleinen auf ihrer Wissensreise, wird die Suche nach Antworten zum Spiel. Die Welt mit Kinderaugen zu sehen, macht Erwachsenen oft unerwartet viel Spaß. Und womöglich bekommen sie dabei Antworten auf Fragen, die sie sich schon ihr Leben lang gestellt haben.
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