Die Corona-Pandemie hat die Arbeit des Hilfswerks Salzburg in den vergangenen Monaten stark beeinflusst. „Als größter sozialer Dienstleister im Bereich der mobilen Pflege und Betreuung im Bundesland und als Betreiber von acht Seniorenheimen arbeiten wir mit einer besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe – nämlich überwiegend älteren und kranken Menschen, die von Anbeginn als besondere Risikogruppe eingestuft wurden“, sagt Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerk Salzburg. „Wir haben daher schnellstmöglich auf die Pandemie reagiert und entsprechende Maßnahmen zum Schutz – sowohl unserer Kund/innen als auch Mitarbeiter/innen – getroffen, um die Betreuungsangebote sicherzustellen. Wir sind stolz darauf, dass unser Betrieb und damit die Betreuung unserer Kundinnen und Kunden zu jeder Zeit funktioniert hat.“
Mit 1.358 Mitarbeiter/innen und 560 Freiwilligen war das Hilfswerk auch in Zeiten Coronas an über 100 Standorten im Bundesland Salzburg für seine Kund/innen da. Durchschnittlich 8.156 Kund/innen, beginnend von der Elementarpädagogik und Kinderbetreuung bis zum Bereich Pflege und Soziale Arbeit konnten sich so in den vergangenen Monaten auf das Hilfswerk Salzburg verlassen. „Im vergangenen Jahr wurde die Bedeutsamkeit sozialer Dienstleistungen besonders deutlich. Corona hat aufgezeigt, dass diese Leistungen auch während einer Pandemie unverzichtbar sind. Dementsprechend stabil war unser vergangenes Wirtschaftsjahr und wir dürfen uns mit Abschluss 2020 über ein Umsatzplus von sieben Prozent auf nunmehr 54,1 Millionen Euro freuen“, legt Hermann Hagleitner dar.
Große Hilfe, ganz nah – persönlich & digital
In kaum einem anderen Bereich sind persönliche Kontakte so bedeutsam wie in den sozialen Dienstleistungen. So war die Zeit der Kontaktbeschränkungen eine besonders herausfordernde Zeit – für die Mitarbeiter, Kunden und deren Angehörige gleichermaßen. Dienstleistungen wie Heimhilfe oder Essen auf Rädern bedeutete für viele Kunden/Kundinnen daher nicht nur Dienstleistung, sondern auch einen wichtigen sozialen Kontakt. Diese sozialen Kontakte waren jedoch nicht ohne Einschränkungen möglich.
Die Corona-Krise erforderte insbesondere in den Seniorenheimen außergewöhnliche Maßnahmen, um die Risikogruppe zu schützen. Da persönliche Kontakte durch das Besuchsverbot eingeschränkt waren, wurden die Seniorenheime mit Tablets zur Videotelefonie ausgerüstet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützten die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Nutzung, um den essenziellen persönlichen Kontakt zu den Angehörigen aufrecht zu erhalten. Auch die geschlossenen Jugendzentren nutzten den virtuellen Raum zur Jugendbetreuung via WhatsApp und Instagram. Und Kinderbetreuungseinrichtungen stellten parallel zur Betreuung vor Ort Spielideen, Bastelanleitungen und selbstgedrehte Videos online zur Verfügung.
Licht am Ende des Tunnels: COVID-19-Impfungen in Salzburg
Nach vielen Monaten mit strengen Schutzmaßnahmen zeichnen sich nun erste Öffnungsschritte und eine Rückkehr zur Normalität ab. „Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Impfung der besonders vulnerablen Personengruppen im Bereich der stationären sowie mobilen Pflege und Betreuung inklusive des dazugehörenden Personals und der pflegenden Angehörigen“, so Hagleitner. Die Nachfrage seitens der Bewohnerinnen und Bewohner in den acht vom Hilfswerk Salzburg betriebenen Seniorenheimen und Hausgemeinschaften war groß, die Zusammenarbeit mit den Sprengelärzten in den Bezirken ausgezeichnet und die Abwicklung erfolgreich und komplikationsfrei. Sowohl die Bewohner/innen der Seniorenheime als auch das Pflege- und Betreuungspersonal haben die Impfungen gut vertragen. Weder gab es Komplikationen, noch wurden wesentliche Nebenwirkungen beobachtet. „Im Schnitt ließen sich rund 80 % der Bewohnerinnen und Bewohner impfen – ein äußerst erfreulicher Wert“.
Inzwischen konnten auch Hilfswerk- Mitarbeiter/innen anderer Berufsfelder die erste Teil-Impfung in Anspruch nehmen. Im Bereich der Pflege verfügen 60 % des Personals über eine Teilimmunisierung, in der Sozialen Arbeit sind es 50 % und in der Elementarpädagogik 35 %.
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Notwendige Rahmenbedingungen schaffen und Betreuungsangebote sichern
Mehr Betreuungsangebote und Entlastung pflegender Angehöriger
Gleichwohl das Hilfswerk Salzburg seine Dienstleistungen in allen Bereichen aufrechterhalten konnte und weiterhin aufrechterhalten wird, zeichnet sich eine erhöhte Nachfrage nach Pflege und Betreuung ab. Aber auch die Nachfrage nach Angeboten zur Angehörigenentlastung steigt, da die Corona-Krise die Mehrfach-Belastung pflegender Angehöriger noch weiter verschärft hat. Entlastung für Familien bieten die klassischen Dienstleistungen Heimhilfe, Hauskrankenpflege und Senioren-Tageszentren an. Relativ neu ist das Angebot der Angehörigenentlastung
Im Zuge der Angehörigenentlastung können sich Pflegende regelmäßig Auszeiten nehmen, während eine Fachkraft des Hilfswerks das zu betreuende Familienmitglied versorgt. Seit Anfang Oktober wird dieser Service nun vom Land Salzburg gefördert – alle Angebote des Hilfswerks zu diesem Thema findet man hier: https://www.hilfswerk.at/salzburg/pflege-betreuung/angebote-zur-entlastung-angehoeriger/. „Schon jetzt zeigt sich, dass dieser Service stark nachgefragt wird, weil er den Angehörigen die benötigten Verschnaufpausen verschafft. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass es bei diesem Service noch eines vereinfachten Zugangs bedarf. Das Hilfswerk Salzburg setzt sich daher für weniger Vorlaufzeit bei der Antragsstellung zum Angehörigenentlastungsdienst und eine Förderungsausweitung auf Angehörige, die nicht im selben Haushalt leben, ein“, sagt Hagleitner.
Forderung nach Fördermodell für das betreute Wohnen
Ebenfalls Nachbesserungsbedarf sieht das Hilfswerk beim Dienstleistungsangebot rund um betreutes Wohnen, das in den letzten Jahren nicht kostendeckend angeboten werden konnte. Das Hilfswerk Salzburg tritt daher für ein entsprechendes Fördermodell ein. Hierzu wurde neuerlich eine Richtlinie für notwendige Förderungen vom Hilfswerk erarbeitet und gemeinschaftlich mit der Caritas und Diakonie abgestimmt. Im Wesentlichen sieht die Richtlinie 55 Minuten Betreuungszeit pro Wohnung und 200 Euro Förderung pro Wohnung und Monat bzw. 60 Euro Eigenleistung vor. Darauf aufbauend strebt das Hilfswerk noch im ersten Halbjahr 2021 eine Intensivierung der politischen Gespräche auf Landesebene an, um für das betreute Wohnen eine rasche Lösung ab 2022 zu erzielen.
Ausbau und Regelungen für Senioren-Tageszentren forcieren
Auch im Bereich der Tageszentren sieht das Hilfswerk Salzburg Handlungsbedarf. „Um Menschen in Salzburg eine Betreuung zu Hause zu ermöglichen und gleichzeitig Angehörige zu entlasten, ist ein landesweiter Ausbau von Tageszentren notwendig. Der Zugang zu den Senioren-Tageszentren gehört aus unserer Sicht im Verordnungsrang verankert. Dies gilt auch für eine geregelte Finanzierung“, so Hagleitner. Was diese betrifft, so erwartet sich das Hilfswerk vom Land Salzburg zudem einen Ausgleich des Corona-bedingten Umsatz-Entganges im Jahr 2020. „Unsere Einrichtungen wurden zwar alle offengehalten, insgesamt aber um durchschnittlich 13 % weniger genutzt.“
Entlastung der Situation in Seniorenheimen und Hausgemeinschaften
Seniorenheime sind gerade zu Beginn der Corona-Pandemie besonders im Fokus gestanden und tun es heute noch. Sowohl die Bewohner/innen und deren Angehörige als auch die Mitarbeiter/innen in den Häusern blicken auf ein herausforderndes Jahr zurück. Eine Stärkung des Pflegepersonals ist nun Gebot der Stunde. „Es braucht Stellenpläne mit mehr Personalstand auf allen Ebenen, quasi eine Entlastung des Pflegepersonals durch mehr Kollegen, nicht nur durch mehr Geld“, so Hagleitner. „Was Letzteres betrifft, so haben wir den Kolleg/innen in den Seniorenheimen die Corona-Prämie ausgezahlt, diese aber vom Land bzw. Bund noch nicht refundiert bekommen. Auch sind durch Corona-Krankheitsfälle zusätzliche Personalkosten entstanden, die abgegolten werden müssen. Und was das Thema Finanzierung der Seniorenheime an sich betrifft, sind wir weiters auf eine finanzielle Stützung durch das Land Salzburg aufgrund von Auslastungsproblemen angewiesen. Senioren zögern nach wie vor, in unsere Pflegeeinrichtungen einzuziehen, so lange die Besuchsregelungen streng gehalten sind, was zum Teil nachvollziehbar ist, für uns aber finanzielle Einbußen bedeutet.“
Weitere Forderungen an die Bundesregierung in Hinblick auf die geplante Pflegereform
Allem vorweg: Für das Hilfswerk Salzburg steht beim Thema Pflege die freie Wahl des Kunden im Mittelpunkt. „Die Menschen müssen sich aussuchen können, in welcher Form, wo und von welchem Anbieter sie die Leistungen in Anspruch nehmen wollen. Wir sprechen uns daher klar gegen jegliche Einschränkung dieser Freiheit aus und fordern, dass das bewährte Salzburger Modell beibehalten wird“, sind sich Hagleitner und Hilfswerk Präsident Christian Struber einig.
Gleichzeitig unterstützt das Hilfswerk Salzburg zentrale Punkte, die von der sogenannten „Task Force Pflege“ im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz erarbeitet wurden:
- Das Versorgungssystem soll so gestaltet sein, dass Menschen dort gepflegt und betreut werden, wo die Bedürfnisse am besten erfüllt werden. Dies soll über die Forcierung kleinräumiger Versorgungssysteme geschehen.
- Förderung bedarfsorientierter Wohnformen und Anbindung der mobilen Pflege insbesondere in Hinblick auf niederschwellige und leistbare Unterstützungsangebote, kurzfristige Angebote für Not- und Krisenfälle, mehrstündige Angebote und Angebote zu Tagesrandzeiten.
- Digitalisierung und technische Assistenz als Chance nutzen und ausbauen: Technische Assistenzsysteme können sowohl Pflegebedürftige und deren Angehörige als auch Pflegende im Alltag unterstützen. Der Einsatz dieser Technologien zur Förderung des Verbleibs zu Hause und zur Vermeidung/Verzögerung der stationären Unterbringung ist zu prüfen und verstärkt in den Alltag zu integrieren.
- Stärkung der Pflegeberufe: Handlungsfelder ergeben sich hier z.B. in Bezug auf Bildung. Es braucht vielfältigere Angebote und einen besseren Zugang zu den unterschiedlichen Ausbildungsformen – von der Lehre bis zum FH-Studium. Als Positiv-Beispiel kann man hier die neue Heimhilfen-Ausbildung in Salzburg nennen. Diese wird seit heuer vom Land gefördert, kann berufsbegleitend in der Arbeitszeit absolviert werden und ist für Kursteilnehmer/innen gratis. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist das Berufsrecht von Pflegefachkräften. Es brauch ein Mehr an Kompetenzen für Pflegefachassistent/innen und Vollkompetenzen für diplomiertes Pflegepersonal – auch das ist eine Form der Anerkennung für Pflegepersonal.
BU: Vereinspräsident Christian Struber und Geschäftsführer Hermann Hagleitner berichteten in einem Pressegespräch über die Arbeit des Hilfswerks in Zeiten Coronas und werfen einen optimistischen Blick in die Zukunft.
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