Erziehung und deren Ziele sind immer individuell anzusehen. Sie basieren auf den Erfahrungen, Kenntnissen und Fähigkeiten – des Erziehenden und des Erzogenen. Ein Universalrezept für gelungene Erziehung gibt es also nicht. Aber Erfahrungswerte von Menschen, die sich jeden Tag um nichts anderes kümmern: um das Wohl unserer Kinder.
Freiräume, die Kinder selbst gut schaffen können und die nicht überfordern, tragen zur Förderung von Selbstsicherheit und zur Entwicklung von Selbstbewusstsein bei. Je selbstständiger Kinder werden, desto wichtiger ist gegenseitiges Vertrauen und klare Vereinbarungen.
Positive Grenzen haben nichts mit Erziehung oder gar Bestrafung zu tun. Sie unterstützen ein differenziertes Denken und erweitern sogar eigene Handlungsmöglichkeiten. Dadurch lernen Kinder die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, sie zu akzeptieren und zu respektieren.
In der schulischen Betreuung halten wir uns an die Stop-Regel, wenn etwas über die eigenen Grenzen geht („Stop, das mag ich nicht“).
Zu Grenzen gehören Regeln. Auch diese sind positiv zu sehen, denn sie begünstigen ein harmonisches Miteinander und haben eine Wegweiserfunktion im Alltag. Werden Regeln nicht eingehalten, sollten den Kindern die Konsequenzen bewusst sein – wohl wissend, dass wir in der Rolle der Betreuenden auch mal ein Auge zudrücken dürfen.
Indem wir sie loben und ermutigen, fördern, aber nicht überfordern, Regeln vorgeben und Probleme selbst lösen lassen. Wir wissen, wann Grenzen gesetzt werden müssen und kommunizieren diese, wenn es notwendig ist. Übermäßiger Druck und zu viel Kontrolle können oft überfordernd wirken. Ein Zitat der Reformpädagogin Maria Montessori kann dabei Wegweiser sein: "Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen."
Karin Gerstl ist Nachmittagsbetreuerin in einer Ganztagsschule. Sie ermutigt täglich Kinder auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Weitere Ziele in der pädagogischen Arbeit sind die Stärkung des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten, die Vermittlung von Wertschätzung und Respekt, die Förderung von Kreativität, Individualität und sozialem Miteinander. Und ganz besonders: Das Schaffen einer Atmosphäre, in der Kinder sich wohl und geborgen fühlen.
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