Gerade in Krisenzeiten ist die Pflege in aller Munde, jedoch von der Hauskrankenpflege und den Mobilen Diensten ist nichts zu lesen oder zu hören. Warum eigentlich nicht? Gibt es uns im kollektiven Empfinden nicht? Sind wir zu wenig sichtbar oder zu wenig laut? Pflege ist selten laut und wohl auch zu selten plakativ.
Wir betreuen und pflegen die Hochrisikogruppen, die Alten, die mit den vielen Vorerkrankungen, die Sterbenden, die Wundklienten, die Dialysepflichtigen und die Krebskranken, die Immungeschwächten, die Diabetiker und viele andere. Wir sind oft die erste Person am Tag die unsere Klienten sehen, und vielfach bleiben wir auch die Einzigen. Wir bringen Neuigkeiten und sind Seelsorger, wir sind ein bisschen Familienersatz und auch der Blitzableiter für schlechte Laune und Frustration. Wir sind dann zur Stelle, wenn Angehörige nicht mehr weiterwissen, wenn alles schief läuft, wenn Wunder gewünscht sind. Wir übernehmen Klienten aus Krankenhäusern, pflegen - wenn es keinen Pflegeheimplatz oder keine 24-Stunden-Betreuung gibt, auch dann wenn alles andere abgelehnt wird.
Mir kommt es so vor, als sei auch diese Gruppe von Menschen, die Zuhause gepflegt werden, derzeit nicht sichtbar. Das sind nicht jene, die von Kurzarbeit und Kündigung betroffen sind, sie kurbeln auch die Wirtschaft nicht mehr an, wenn die Krise vorbei ist. Wir betreuen die unterschiedlichsten Menschen – finanziell besser und weniger gut gestellte, höfliche und unhöfliche, traurige und lustige, einsichtige und eigensinnige. Sie leben in kleinen und großen Wohnungen, in Häusern, mit und ohne Luxus, in Ordnung oder in Messie-Haushalten. Sie alle haben eines gemeinsam, dass sie nicht mehr alleine leben können und ohne uns auch nicht mehr in ihrem gewohnten Umfeld bleiben könnten.
Viele unserer Klienten verstehen die Ausgangsbeschränkungen nicht, manche haben sie bereits nach kurzer Zeit wieder vergessen und andere sind einfach nicht Willens mitzumachen. Unsere Klienten haben, wenn überhaupt, Angehörige, die selbst zur Risikogruppe gehören, Angehörige die ebenfalls Hilfe benötigen.
Wir haben keine Sicherheit, wenn wir in die Haushalte gehen, keine Triage-Container in denen der „Verdachtsfall“ abgeklärt wird. Wir haben jeden Tag, bei jedem Klienten eine neue Situation. Wir sind alleine vor Ort, nur telefonisch miteinander verbunden. Wir sind auf die Mithilfe von Hausärzten, Rettungsleitstellen, Krankenhäusern, Sozialarbeitern und vielen anderen angewiesen. Wir haben keine medizinische Diagnostik Möglichkeit um akute Veränderungen vor Ort abklären zu können. Wir müssen uns auf unsere Erfahrung verlassen.
Wir alle - Heimhilfen, Alltagsbegleiter, Pflegeassistenten und Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal – machen diesen Beruf aus Überzeugung und mit Hingabe, mit Enthusiasmus und in vollem Wissen welches Risiko wir tragen. Wir erscheinen zum Dienst, auch dann wenn die Lage hoffnungslos aussieht, auch dann wenn es schwierig wird. Wir wollen gesehen werden, wir wollen gehört werden!
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