„Große Hilfe, ganz nah.“ Das Hilfswerk konnte seinem Leitspruch auch im vergangenen Jahr wieder vollauf gerecht werden. Corona hat die Arbeit des Hilfswerks Salzburg zwar stark beeinflusst, der Umgang mit der Pandemie ist inzwischen aber unaufgeregt und souverän. „Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Betrieb und damit die Betreuung unserer Kundinnen und Kunden zu jeder Zeit funktioniert hat“, so Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerks Salzburg. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Menschen dabei nicht nur mit der Dienstleistung an sich, sondern auch durch den persönlichen Kontakt unterstützt. In Zeiten des Abstandhaltens hat unsere Arbeit Vielen soziale Nähe gebracht.“
Mit 1.370 Mitarbeiter/innen und 510 Freiwilligen war das Hilfswerk im Jahr 2021 an über 100 Standorten im Bundesland Salzburg für seine Kundinnen und Kunden da. Knapp 8 000 Menschen, beginnend von Kleinkindern bis zu Senioren mit Pflege und Betreuungsbedarf, konnten sich in den vergangenen Monaten auf das Hilfswerk Salzburg verlassen. Und die Nachfrage war trotz Corona ungebrochen. Das zeigen sowohl die gesteigerten Leistungsmengen bei Angeboten wie Hauskrankenpflege (3%) oder Heimhilfe (1%), als auch ein neuerliches Umsatzplus von 7% auf 57,8 Mio. Euro im Wirtschaftsjahr 2021. „Die Zahlen zeigen, dass unsere Leistungen unverzichtbar sind, gerade in Zeiten einer Pandemie. Sie zeugen auch von der Wertigkeit unserer Arbeit, die wir ganz maßgeblich unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verdanken. Das Hilfswerk ist weiterhin auf Erfolgskurs.“
FOKUS 2022
Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten schaffen
SOFORTHILFE FÜR DIE LANGZEITPFLEGE
Dankbar für die großartige Arbeit der Mitarbeiter/innen des Hilfswerks zeigt sich auch Vereinspräsident Christian Struber. „Der Zusammenhalt und das Miteinander im Hilfswerk ist nach wie vor ungebrochen und das Team wächst von Jahr zu Jahr. Wir freuen uns, dass sich immer mehr Menschen dazu entscheiden im Sozial- und Gesundheitsbereich zu arbeiten. Doch wie die demographische Entwicklung zeigt, brauchen wir noch mehr.“ Diesem Gedanken schließt sich auch Hagleitner an: „Pflege- und Betreuungsberufe sind wichtig, erfüllend und sinnvoll – und in gewissen Bereichen natürlich auch herausfordernd. Aber wenn man an ein paar Schrauben dreht, können Rahmenbedingungen und Strukturen so gestaltet werden, dass ein gesundes und familienfreundliches Arbeiten weiter gefördert wird.“ Das Hilfswerk begrüßt daher auch die Fortführung der Pflegeplattform des Landes Salzburg, an der sie aktiv mitwirkt. Folgende Maßnahmen schlägt das Hilfswerk als „Soforthilfe für die Pflege“ vor:
1. MEHR KÖPFE und damit mehr Hilfe/Entlastung für Kolleg/innen
Der Pflegedienst in Seniorenheimen muss durch personelle Aufstockungen und entsprechenden
Stellenplänen gestärkt werden.
- Planung von zusätzlichen Pflegefachkräften und Hilfskräften
- Personal zur administrativen Unterstützung, so dass sich die Pfleger/innen
auf die Pflege konzentrieren können - Personelle Aufstockung bei Nachdiensten
2. ANERKENNUNG der persönlichen Leistungen
Es braucht keine Prämien sondern faire Gehaltsstrukturen.
- Angleichung der Gehälter von Pflegepersonal, bspw. von DGKP auf das Niveau von verwandten Fachhochschulberufen (Einkommensband 10 des Landes Salzburg)
- Anerkennung des SEG-Pauschale für mobile Dienste
- Erhöhung des Zuschlags für Dienste an Sonn- und Feiertagen,
der Nachtdienst-Pauschale und der Rufbereitschaft - Praktikumsentschädigung bei Erstausbildung während des Praktikums analog zur
Lehrlingsregelung des SWÖ-Kollektivvertrags
3. VERTRAUEN in die fachliche Leistung
Es muss anerkannt werden, dass Fachkräfte grundsätzlich richtig arbeiten.
- Überarbeitung der Richtlinien für die Pflege-Dokumentation
- Neukonzipierung der Aufsicht des Landes bzw. deren Inhalte (zB Integration psychosozialer Aspekte)
- Weiterbildungsoffensive: Bezahlte Freistellung für Aufschulungsprogramme (zB von Heimhilfe auf Fachsozialbetreuer Altenarbeit oder von Pflegeassistenz auf Pflegefachassistenz)
4. STRUKTUR für Versorgung und Unterstützung
Um eine Versorgungsicherheit in Salzburg zu gewährleisten, müssen Strukturen und Angebote
angepasst werden.
- Implementierung von Pflegespezialisten/innen in Seniorenheimen zu den Bereichen
Wundmanagement, Palliativ/Schmerz und Psycho-Gerontologie - Einführung eines Gerontopsychologischen Fachdienstes
- Einrichten eines Fachärztepools, aus dem Seniorenheime Spezialisten anfordern können
- Abrechenbare Vorhalteleistungen in der Kurzzeitpflege ermöglichen, um die Verfügbarkeit
sicher zu stellen
NOTWENDIGE ANPASSUNGEN IN DER KINDERBETREUUNG
Neben der Pflege spürt das Hilfswerk – wie auch alle anderen privaten und öffentlichen Einrichtungen – einen zunehmenden Fachkräftemangel in der Pädagogik. „Bisher konnten wir alle unsere Kinderbetreuungsangebote im vollem Umfang aufrechterhalten“, so Hagleitner. „Der Personalmangel kann aber langfristig zu einer Bestandsgefährdung bestehender Einrichtungen führen. Und werden nicht rasch Maßnahmen ergriffen, so ist nicht nur das bestehende Angebot gefährdet, sondern es kann auch zu einem Ausbaustopp kommen – und das obwohl die Nachfrage nach Kinderbetreuung steigt.“
Um eine Versorgungssicherheit gewährleisten zu können und um Personal gewinnen und halten zu können muss, vor allem bei der Bildung angesetzt werden. „Es braucht mehr unterschiedliche Zugänge zur Ausbildung im Bereich der Kinderbetreuung und Pädagogik“, so Hermann Hagleitner. „Aktuell ist hier die BAFEP alleiniger Ausbildner. Die BÖE-Ausbildung wurde abgeschafft, ein Ersatz wurde aber nicht geschaffen. Um aber sowohl junge Menschen als auch Quereinsteiger abzuholen und zu motivieren, den Beruf zu ergreifen, braucht es mehr Vielfalt und mehr Zugänge zu Kinderbetreuungsberufen.“
Auch gilt es, flexible Aufschulungsmöglichkeiten für bestehendes Personal zu schaffen, so das bspw. Kindergruppenhelfer/innen schneller zu anerkannten Fachkräften werden können. „Hier gibt es erste Ansätze, diese sind aber zu kurz gegriffen, da sie nur für Betreuungskräfte in Kleinkindgruppen offen sind und nicht für Betreuer/innen in Alterserweiterten Gruppen“, so Hagleitner.
Was das bestehende Kinderbetreuungsangebot betrifft, so braucht es weiters familienpolitische Maßnahmen, um Eltern zu entlasten. „Seit langem dringend notwendig ist bspw. eine einheitliche Regelung der Elternbeiträge im Bundesland,“ führt Hagleitner an. „Dabei muss auch die jeweilige Kaufkraft der Familien berücksichtigt werden.“ Weniger eine finanzielle, sondern mehr eine organisatorische Entlastung für Eltern wäre zudem der Ausbau von betrieblichen und überbetrieblichen Kinderbetreuungsangeboten. „Eltern wollen wohnort-unabhängige Wahlfreiheit“, so Christian Struber. „Aktuell sind sie von der Heimatgemeinde und dem dort bestehenden Angebot abhängig.“ Das Hilfswerk lädt Firmen ein, gemeinsam über eine Betriebliche Kinderbetreuung als mitarbeiterfreundliche Maßnahme nachzudenken. „In Zeiten wie diesen, wo sich der Personalmangel quer durch alle Sparten und Professionen zieht, kann dies ein entscheidendes Argument für Mitarbeiter sein, für den Betrieb zu arbeiten.“